Ist Fertigfutter gesund für Hunde? Pro und Contra
Bist du auch manchmal von dem großen Angebot an Fertigfuttermitteln überfordert? Und würdest du auch gerne deinem Hund gutes Futter geben, weißt aber nicht, was das Beste für ihn ist? Damit bist du nicht alleine, denn die heutige Ernährung unserer Hunde ist vor allem eins: komplex. Mit einer Vielzahl von Futteroptionen auf dem Markt kann die Auswahl der richtigen Ernährung für deinen Hund überwältigend sein. Aber woher kommt diese Entwicklung und ist Fertigfutter gesund für Hunde?
Egal ob Trocken- oder Nassfutter, ob fleischbasiert, vegetarisch oder vegan – inzwischen kannst du aus zahlreichen Möglichkeiten frei wählen. Und nicht nur preislich unterscheiden sich die verschiedenen Angebot zum Teil erheblich, auch qualitativ gibt es große Unterschiede. Inzwischen gibt es immer mehr Hersteller, die auf eine hohe Qualität setzen und offen deklarieren, was im Futter enthalten ist. Allerdings gibt es auch super viele sehr günstige Angebote, die oft nur den wirtschaftlichen Aspekt im Fokus haben und das Futter möglichst günstig herstellen – oft zu Lasten der Qualität.
Aber unabhängig von Preis und Qualität – ist überhaupt Fertigfutter gesund für Hunde und kann es ihnen wirklich alles bieten, was sie brauchen? Lass uns dieser Frage etwas mehr Aufmerksamkeit schenken und die Pros und Contras von Fertigfutter für Hunde genauer betrachten. Bist du bereit? Los geht`s! ?
Von Tischabfällen zum Premium-Fertigmenü: Ist Fertigfutter gesund für Hunde?
In den letzten hundert Jahren hat das kommerzielle Fertigfutter für Hunde einen beeindruckenden Wachstumsschub erlebt. Während es vor 50 Jahren noch als völlig normal galt, Hunden die Reste des Vortages zu geben, hat sich mit der Zeit die Rolle unserer Hunde enorm verändert – und damit zusammenhängend auch ihre Ernährung. Fertigfutter für Hunde wurde immer beliebter und hat sich als feste Fütterungspraxis etabliert. Vielleicht fütterst du deinem Hund bereits seit Jahren Fertigfutter und hast bisher nicht in Frage gestellt, warum du es tust?
So gib es mir eine Zeit lang auch und damit sind wir definitiv nicht alleine: Viele Hundebesitzer greifen automatisch zum Fertigfutter, da sie es von Freunden, der Familie oder aus der Werbung kennen. Fertigfutter ist quasi zur Normalität geworden und wer für seinen Hund frisch kocht, erntet oft erstaunte Blicke. Aber ist Fertigfutter gesund für Hunde und damit die bestmögliche Option? Oder ist selbst zu kochen eventuell besser?

Der Hund als vollwertiges Familienmitglied
In den letzten Jahrzehnten haben unsere Hunde eine bemerkenswerte Entwicklung vollzogen: Vom einfachen Haustier, das zu bestimmten Nutzzwecken gehalten wurde (zum Beispiel als Jagdhelfer), avancierte der Hund mit der Zeit zum geliebten Familienmitglied. Als ein solches sollte es natürlich nicht nur einen warmen Schlafplatz (wahlweise auf dem Sofa oder im Bett) und ausreichend Aufmerksamkeit bekommen. Es hat natürlich auch die beste Nahrung verdient.
Das bedeutet: Mit diesem Rollenwechsel veränderten sich auch die Ernährungsgewohnheiten der Hunde im Laufe der Zeit. Somit galt es plötzlich als unangemessen, Hunden Reste zu füttern. Im Vordergrund stand die emotionale Verbundenheit zum Hund, sodass auch sein vermeintliches Bedürfnis nach (viel) Fleisch Berücksichtigung fand. Schließlich sollte es dem treuen Begleiter des Menschen an nichts mangeln. Die heutige Entwicklung zeigt daher, dass viele Menschen die Ernährung ihrer Hunde sehr ernst nehmen und ihren Hunden ein glückliches Leben verschaffen möchten. Klingt prinzipiell ja schon mal super. Daran ist auch erstmal nichts zu kritisieren.
Aber ist die heutige Ernährung unserer Hunde wirklich gut? Egal ob Trocken- oder Nassfutter: Ist im Allgemeinen Fertigfutter gesund für Hunde? Oder sind wir alle einer großen Marketingstrategie aufgesprungen? Die kommerzielle Hundefuttermittelindustrie ist so hoch entwickelt, wie noch nie und propagiert seit Jahrzehnten, dass Fertigfutter gesund und die sicherste Fütterungsform für Hunde sei. Und vor allem: Dass es viel Fleisch enthalten muss. In der Tat ist Fertigfutter sehr praktisch und zeitsparend. Das ist definit nicht von der Hand zu weisen. Aber eliminiert es auch die vermeintlichen Gefahren einer möglichen Fehlversorgung des Hundes und ist es wirklich die sicherste Fütterungsform?
Die gesunde Hundeernährung scheint echt kompliziert zu sein, oder?
Was auffällt: Die Fütterung von Hunden scheint mit der Zeit immer komplizierter geworden zu sein: Da kommt diese einfache Fütterungsform, die die Abdeckung mit allen Nährstoffen zu gewährleisten scheint, wie gerufen. Die Vorteile liegen auf der Hand: Du kannst deinen Hund mit allem versorgen, was er braucht und du musst dir noch nicht mal Gedanken drum machen. Packung auf und Inhalt in den Napf. Einfacher geht`s kaum, oder? ?
Was aber auch auffällt ist, dass seit einigen Jahren ein leichter Anstieg an alternativen Fütterungsformen zu verzeichnen ist, wie beispielsweise das Barfen, aber auch selbst gekochte Rationen werden immer populärer. Unabhängig davon, dass einige Menschen das Futter ihrer Hunde wieder vermehrt selbst zubereiten, herrscht aber weiterhin der Konsens vor, dass sich eine optimale Hundeernährung von ihren Vorfahren, den Wölfen, ableiten lässt. Somit brauchen Hunde nach gängiger Meinung Fleisch – viel Fleisch. Am besten 70-80% davon. Denn je mehr Fleisch das Futter beinhaltet, desto hochwertiger soll es sein. Die Fleischmenge ist somit zum Indikator für gutes Futter geworden, je mehr drin ist, desto besser.
Und wir gehen noch einen Schritt weiter: Es soll also viel Fleisch sein, aber nicht irgendein Fleisch und schon gar nicht Schlachtabfälle. Denn die Entwicklung des Hundes hin zum vollwertigen Familienmitglied führte zudem dazu, dass das Fleisch hochwertig sein sollte. Daher wird oft auf bestes 1a-Muskelfleisch gesetzt, das sogar selbst für die menschliche Ernährung noch gut genug ist. Ganz nach dem Motto: Nur das Beste für den Hund ist gut genug.
Viel Fleisch für den Hund, schließlich war er mal ein Wolf
Ok, der Hund ist schon lange kein Wolf mehr und seine Fähigkeit, Stärke gut verdauen zu können, zeichnet den modernen Haushund von heute aus. Das sage nicht ich, sondern die Wissenschaft. Fakt ist aber auch: Diese Annahme, also dass Hunde (viel) Fleisch benötigen, entspricht in keiner Weise der ursprünglichen Ernährungsform der Hunde und ist eine Modeerscheinung der letzten Jahrzehnte. Unter Berücksichtigung der Domestikationsgeschichte der Hunde wird deutlich, dass im Zeitverlauf der Fleischkonsum eine immer geringere Rolle gespielt hat. In Krisenzeiten (Kriegen) war Fleisch nicht einmal für Menschen im ausreichenden Maß (oder gar nicht) vorhanden. Wie realistisch ist es, da zu glauben, dass Hunde welches bekommen haben?
Wissenschaftliche Untersuchungen, die die Fähigkeit der Stärkeverdauung als einen entscheidenden Domestikationsschritt des Hundes sehen, verstärken zudem die Annahme: Fleisch spielte eine untergeordnete Rolle in der Geschichte der Entwicklung vom Wolf zum Hund. Damit könnte davon ausgegangen werden, dass es ernährungsphysiologisch nicht zwingend notwendig war, dass Hunde Fleisch bekommen.
Wir können aber noch einen Schritt weiter gehen und uns mal anschauen, was ein Großteil der frei lebenden Hunde so frisst. Zur Info: 75% der Hunde leben auf der Straße. Wider Erwarten ist das nämlich nicht Fleisch, sondern Getreide und menschlicher Kot. OK, ich gebe zu, die Vorstellung finde ich auch nicht allzu schön, aber das ist in vielen Teilen der Welt die Realität. Heißt nun für uns: Der heutige hohe Fleischanteil ist evolutionsbedingt nicht unbedingt begründbar und entspricht global gesehen auch nicht der normalen Ernährungsweise der Hunde.
Nun zurück zum Fertigfutter und der Frage: Ist Fertigfutter gesund für Hunde?
Trockenfutter ist ein hoch verarbeitetes Produkt
Zu berücksichtigen ist: Fertigfutter ist immer ein hoch verarbeitetes Produkt. Unabhängig davon, ob es sich um sehr hochwertige Zutaten handelt oder nicht. Vor allem der Herstellungsprozess von Trockenfutter bedarf einem recht großen Herstellungsaufwand: Bei extrudiertem Trockenfutter, das heute am bekanntesten ist, werden die Zutaten zunächst zu einem Nahrungsbrei verarbeitet und in einem sogenannten Extruder durch kleine Düsen gepresst. Durch Wasserdampf wird die Masse auf 120 Grad erhitzt. Danach erfolgt die Zugabe von Fett, Vitaminen und Mineralstoffen.

Diese hohen Temperaturen erfüllen mehrere Zwecke:
- Erhöhung der Verdaulichkeit: Die Hitze erhöht die Verdaulichkeit von Stärke und Proteinen im Futter
- Sterilisation: Die hohen Temperaturen helfen, potenzielle Krankheitserreger in den Zutaten abzutöten, was das Fertigfutter sicherer macht
- Formgebung: Die Hitze ermöglicht es, dass das Futter im nachfolgenden Schritt in die gewünschte Form und Größe gebracht wird
Alternativ gibt es auch kaltgepresstes Trockenfutter im Handel zu finden. Hierbei werden die Zutaten bei niedrigeren Temperaturen verarbeitet als beim herkömmlichen Extrusionsverfahren. Das Ziel: Der Erhalt hitzeempfindlicher Nährstoffe in den Zutaten. Die Zutaten werden in eine spezielle Presse gegeben, die sie bei Temperaturen von 50 bis 80 Grad unter Druck in Pellets presst. Während extrudiertes Trockenfutter kaum noch wertvolle natürliche Inhaltsstoffe, wie sekundäre Pflanzenstoffe und Antioxidantien enthält, argumentieren Verfechter des kaltgepressten Futters mit einem höheren Gehalt an wertvollen Inhaltsstoffen. Ob dies wirklich angesichts des Herstellungsprozesses der Fall ist, ist fraglich (und in meinen Augen nicht möglich).
Unabhängig davon, auf welche Art das Trockenfutter hergestellt wurde, liegt es auf der Hand, dass es kein natürliches Produkt mehr ist. Es enthält keine natürlichen, wertvollen Inhaltsstoffe mehr und zeichnet sich definitiv nicht durch Frische aus – vor allem, je länger es geöffnet gelagert wird.
Ist Nassfutter die bessere Fertigfuttervariante für Hunde?
Nun fragst du dich vielleicht, ob Nassfutter besser ist? Ich muss dich enttäuschen: Nein, nicht wirklich. Auch wenn Nassfutter den Anschein erweckt, dass es ein natürlicheres Produkt ist, solltest du folgendes berücksichtigen:
Der industrielle Herstellungsprozess erfordert auch hier ein starkes Erhitzen, wodurch Nährstoffe verloren gehen. Zudem werden die bereits abgefüllten Dosen in einem weiteren Sterilisierungsprozess in einem speziellen Druckbehälter bei Überdruck auf 115 bis 140 Grad nochmals erhitzt. Ein Vorgehen, in dem hitzeempfindliche Inhaltsstoffe größtenteils verloren gehen.
Außerdem werden die für das Nassfutter verwendeten Dosen in der Regel aus Weißblech hergestellt, das mit einer dünnen Schicht aus Zinn überzogen wurde. Das schützt die Dose vor Korrosion. Allerdings handelt es sich bei Zinn um ein Schwermetall, das in das Futter übergehen kann, was vor allem dann passiert, wenn die Dose geöffnet im Kühlschrank aufbewahrt wird. Deswegen werden die meisten Dosen innen mit einem Kunststoff beschichtet. Allerdings entsteht damit ein neues Problem: Ein Bestandteil der Kunststoffbeschichtungen ist Bisphenol-A (BPA), eine künstlich hergestellte, chemische Verbindung, die im Körper hormonähnliche Wirkungen entfalten kann.
Wie groß das tatsächliche gesundheitliche Risiko ist, das von BPA ausgeht, wird seit Jahren wissenschaftlich diskutiert. Zwar gibt es auch Dosen aus Aluminium, die kein Zinn enthalten, jedoch sind diese ebenfalls mit Kunststoff ausgekleidet, sodass auch hier ein gesundheitliches Risiko bestehen kann.

Egal, ob Trocken- oder Nassfutter: Konservierungsstoffe als Gesundheitsrisiko
Auch der Einsatz von Konservierungsstoffen und weiteren chemischen Mitteln in Fertigfuttern ist oft nicht unüblich. Diese Stoffe beeinflussen zwar die Konsistenz und Haltbarkeit des Fertigfutters positiv, können aber Allergien und Hautprobleme verursachen. Diese Chemikalien stehen sogar im Verdacht, zu langfristigen und schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen führen zu können, wie z.B. Leber- und Nierenerkrankungen.
Die Auswahl von Fertigfutter ohne bedenklicher Zusatzstoffe kann jedoch eine Herausforderung darstellen, da oftmals nicht alle Zusatzstoffe offen deklariert werden müssen (ja, der Gesetzgeber lässt den Herstellern viel Gestaltungsspielraum). Daher können sich Hundebesitzer nicht immer auf die Verpackungsangaben verlassen, auch wenn sie es gerne möchten und sich dafür interessieren.
Mindere Qualität: Ist unter diesen Umständen wirklich Fertigfutter gesund für Hunde?
Bestimmt hast du es auch schon gesehen (und hoffentlich nicht deinem Hunde gefüttert): Extrem günstiges Fertigfutter für Hunde, das oft im Regal gaaaanz weit unten zu finden ist. Machen wir uns nichts vor: Da steckt selten (oder nie?) Qualität drin. Die Verwendung von minderwertigen Zutaten und Füllstoffen reduzieren die Nährstoffdichte des Futters, was evtl. die Gesundheit deines Hundes beeinträchtigen kann. Es ist ja auch kein Geheimnis, dass viele Fertigfutter möglichst günstige Zutaten enthalten, um den wirtschaftlichen Gewinn der Hersteller zu steigern. Die Gesundheit von Hunden ist da eher zweitrangig.
Vor allem das verwendete Fleisch ist problematisch, da nicht nachvollziehbar ist, was genau vom Tier verwendet wurde bzw. woher es stammt. Oft wird beispielsweise nur „Rindprotein“ deklariert. Daraus geht nicht hervor, welches Körperteil tatsächlich im Futter landet, sodass die Qualität des Fleisches nicht beurteilt werden kann. Aber eines ist sicher: Solch ein Futter kann nicht hochwertig sein.
Natürlich gibt es auch einige wirklich gute Firmen, die die Hundegesundheit tatsächlich im Fokus haben. Diese Futter sind aber oft echt teuer (vor allem das Nassfutter) und es bleibt immer die Ungewissheit, ob denn alles so stimmt, was angepriesen wird. Es sind und bleiben nun mal wirtschaftlich handelnde Unternehmen und die Gesetzeslage lässt einfach sehr viel Gestaltungsspielraum zu. Bedeutet konkret: Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Und ich will mich ja nicht wiederholen, aber ich tue es trotzdem, weil es mir so wichtig ist: Fertigfutter ist hoch verarbeitet und es ist (noch) unklar, welche Folgen das langfristig auf die Hundegesundheit haben kann.
Kann Fertigfutter überhaupt allen Hunden gerecht werden?
Na ja, es kommt drauf an. Worauf? Das erkläre ich dir gerne. Das Problem liegt nämlich darin, dass Fertigfutter die Ernährungsbedürfnisse aller Hunde erfüllen muss, was jedoch nie funktionieren kann. Jeder Hund hat andere Ansprüche an seine Nahrung und pauschale Nährstoffdosierungen sind oft mit Vorsicht zu genießen. Eine Studie von Oberbauer & Larsen (2021) betont, dass eine unausgewogene Ernährung zu ernährungsbedingten Krankheiten führen kann, wie z.B. Übergewicht und Herzproblemen.
Die Studie zeigt auch, dass die Gesundheit von Hunden ernsthaft beeinträchtigt werden kann, wenn die Ernährung nicht ausgewogen ist. Es ist daher sehr wichtig, die spezifischen Ernährungsbedürfnisse deines Hundes zu berücksichtigen, um langfristige Gesundheitsprobleme zu vermeiden. Oft werden im Fertigfutter jedoch nicht alle Vitamine und Mineralstoffe deklariert und es ist nicht ersichtlich, ob das Futter seinen individuellen Anforderungen wirklich zu 100% entspricht.
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Beispiel gefällig? Gerne.
Ein 20kg schwerer Beispielhund soll laut Packungsanweisung einer bekannten Fertigfutterfirma 225-280g Trockenfutter bekommen. Die genaue Menge hängt vom Aktivitätslevel ab (weniger aktiv – aktiv). Weißt du genau, welchem Aktivitätslevel dein Hund entspricht? Und weißt du, ob ein aktiver Hund, der entsprechend mehr Kalorien und damit auch mehr Futter benötigt, auch wirklich mehr Vitamine und Mineralstoffe braucht? Und wenn ja, braucht er von allem mehr und wie viel mehr genau?
Ok, nun denkst du dir, dass das die Firma schon irgendwie berücksichtigt haben wird. Hm nein, hat sie nicht, denn das kann sie gar nicht. Der Grund: Es handelt sich um pauschale Angaben, die für eine breite Masse an Hunden mehr oder weniger genau zutreffen sollte, aber eben nicht auf alle. Nicht umsonst gibt die Firma den Hinweis, dass es sich um Näherungswerte handelt und die genaue Futtermenge auf die individuellen Lebensumstände wie Rasse, Aktivität, Jahreszeit und Stoffwechsel anzupassen ist.
Klingt jetzt alles plötzlich doch nicht mehr ganz so einfach, oder? ?

Egal, ob Trocken- oder Nassfutter: Es klingt jetzt nicht unbedingt so, dass Fertigfutter gesund für Hunde sei, oder? Aber wann und warum ist Fertigfutter für Hunde eigentlich entstanden? Und warum schwören da gefühlt alle drauf?
Wie und wann ist Fertigfutter für Hunde entstanden?
Die kommerzielle Hundefutterindustrie entstand im späten 18. Jahrhundert in Großbritannien und gelangte gegen Ende des 19. Jahrhunderts in die USA. Ursprünglich als „nährstoffreiche Kekse“ beworben, wurden kommerzielles Fertigfutter speziell für Jagdhunde und reinrassige Hunde vermarktet, um deren Leistung auf dem Feld oder im Ausstellungsring zu verbessern. Bald darauf traten Unternehmen mit ähnlichen Produkten und gesundheitsbezogenen Aspekten des Fertigfutters auf den Markt.
Damit begann die kommerzielle Hundefutterindustrie stetig zu wachsen. So erfreuten sich kommerzielle Diäten immer größerer Beliebtheit, da durch geschicktes Marketing die Fütterung von Hunden zu einer komplizierten Angelegenheit gemacht wurde. Kaum vorzustellen, wie bis dahin so viele Hunde überhaupt so lange überlebt haben, was? ?
Plötzlich war ab dann nur noch Fertigfutter gesund für Hunde und dringend zu empfehlen. Die Menschen wurden davon überzeugt, dass es besser und gesünder für den Hund sei, speziell hergestelltes Fertigfutter zu verwenden. Das jahrelang übliche Teilen von Essensreste wurde immer verpönter.
So schien es, dass die Gefahr einer Fehlernährung immer größer wurde und nur Fertigfutter gesund für Hunde war – als einzig mögliche Ernährungsform. Wie praktisch, denn als sicher galt es darüber hinaus auch noch.
Dabei hat Fertigfutter für Hunde durchaus auch positive Seiten. Es ist nämlich nicht von der Hand zu weisen, dass Fertigfutter höchst komfortabel ist und die Fütterung deutlich erleichtert. Es lässt sich super in den Urlaub mitnehmen und ist gut verpackt lange haltbar. Zudem reicht ein kurzer Blick auf die Fütterungshinweise, um die passende Futtermenge für den Hund zu ermitteln. Unter diesen Aspekten kann man schon verstehen, wieso sich Fertigfutter durchgesetzt hat. Vor allem in unserer schnelllebigen Gesellschaft, in der das Kochen aus Zeitmangel oft nur eine untergeordnete Rolle spielt.

Aber wie wurde Fertigfutter so populär?
Die Industrialisierung der Landwirtschaft Mitte des 20. Jahrhunderts
Die Industrialisierung der Landwirtschaft brachte eine Reihe von Innovationen hervor, wie z. B. Düngemittel und Antibiotika. Damit waren Rohstoffe wie Fleisch und Getreide plötzlich in viel größeren Mengen verfügbar. Diese Entwicklung brachte viele Probleme mit sich. Nicht nur die Qualität der Rohstoffe sank rapide, auch das Tierwohl litt unter der Entwicklung. Viele der Fertigfutterhersteller setzten auf sehr kostengünstig hergestellte Rohstoffe und konnten dadurch Fertigfutter für Hunde in großen Mengen anbieten. Während Fertigfutter damals noch recht teuer war, konnte dadurch der Preis stark gesenkt werden. Somit war es für fast jeden erschwinglich und ist inzwischen teilweise sogar günstiger, als frisch für den Hund zu kochen. (Kaum zu glauben, oder?)
Fleisch war nicht immer günstige Massenware
Während es aktuell als wichtig und gesundheitlich notwendig angesehen wird, Hunden viel Fleisch zu geben, gab es durchaus auch andere Zeiten in der menschlichen Geschichte. Fleisch war nicht bzw. nur in einem sehr geringen Maße verfügbar und daher ein wertvolles Gut. So herrschte beispielsweise während des Ersten und Zweiten Weltkriegs in vielen Ländern Lebensmittelknappheit. Auch während großer Wirtschaftskrisen, wie der Großen Depression in den 1930er Jahren war Fleisch für viele Menschen ein Luxusgut und wurde nicht weggeworfen.
Fleisch und tierische Produkte im Allgemeinen waren oft rationiert oder gar nicht verfügbar. Somit wurden sie auch nicht an die Hunde verfüttert. Bereits existierende Fertigfutter für Hunde waren für die breite Bevölkerung nicht erschwinglich bzw. wurden sie aufgrund der Lebensmittelknappheit nicht hergestellt. In diesen Zeiten ernährten sie die Menschen größtenteils von Getreide, Hülsenfrüchten und Gemüse – ebenso wie ihre Hunde.
Lust auf noch mehr Infos zur veganen Hundeernährung?

Damit stellt sich die Frage: Ist Fertigfutter gesund für Hunde unter diesen Aspekten?
Das Problem: Fleisch war ab diesem Zeitpunkt kein wertvolles Gut mehr und wurde nicht nur von Menschen in immer größeren Mengen verzehrt. Auch die Hunde bekamen es in großer Menge. Mit der Zeit wurde ein hoher Fleischanteil als Notwendigkeit in der Ernährung von Menschen angesehen (und die Folgen sollten uns allen bewusst sein). Da Hunde ja inzwischen als vollwertige Familienmitglieder angesehen wurden, galt das somit auch für sie. Der Fleischanteil galt also als Kriterium einer vollwertigen Ernährungsweise von Hunden – und tut es noch immer.
Nicht nur viele Menschen konsumieren quasi täglich ihren Sonntagsbraten, auch die Hunde bekommen teilweise Unmengen an Fleisch – mit dramatischen Folgen (bei Mensch und Hund).
Seit einiger Zeit wird jedoch in der menschlichen Ernährung vor einem zu hohen Fleischkonsum gewarnt. Fleisch und tierische Produkte tragen zur Entstehung gewisser Krankheiten bei und beinhaltet darüber hinaus noch viele Schadstoffe. Dioxine, Hormone, Medikamentenrückstände sind nur einige Beispiele. Ist somit viel Fleisch nicht eher nachteilig für die Gesundheit von Mensch und Hund? Und ist damit fleischbasiertes Fertigfutter nicht eher ungesund für unsere Hunde?
Zudem wird dank erfolgreicher Marketingstrategien Fertigfutter für Hunde immer gefragter, das sehr hochwertige Zutaten enthält (darüber hatten wir schon gesprochen). Während früher ein Großteil des gesamten Nutztieres vom Menschen verzehrt wurde, werden heutzutage große Teile dessen als Schlachtabfälle definiert, die in der Tierfutterindustrie ihre Verwendung finden. Darüber hinaus zeichnet sich vermeintlich qualitativ hochwertiges Fertigfutter für Hunde jedoch immer mehr dadurch aus, dass Muskelfleisch verwendet wird, das auch dem menschlichen Verzehr dienen könnte.

Was denn nun: Alles bloß Marketing oder wie?
Während das Verfüttern von mehr oder weniger fleischhaltigen Essensresten an Hunde jahrhundertelang praktiziert wurde und es nicht wenige fleischfreie Perioden in der Menschheitsgeschichte gab, stieg der Verkauf von fleischbasiertem Fertigfutter für Hunde ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts deutlich an.
Die Industrie machte die Hundefütterung zu einer komplizierten Angelegenheit, Tierärzte empfahlen vermehrt Fertigfutter für Hunde, da sie dafür Provisionen erhielten und geschicktes Marketing vermittelte den Besitzern das Gefühl, dass das kommerzielle Fertigfutter das sicherste für den Hund sei. Hinzu kam, dass dieser Fütterungsform nicht nur als praktischer, hygienischer und gesünder beworben wurde, sondern es sich aufgrund der hohen Nachfrage und der damit sinkenden Preisen auch jeder leisten konnte.
Populär und günstig: Fertigfutter für Hunde wurde immer gefragter
Die Industrie machte die Hundefütterung zu einer komplizierten Angelegenheit, Tierärzte empfahlen vermehrt kommerzielle Produkte, da sie dafür Provisionen erhielten und geschicktes Marketing vermittelte uns das Gefühl, dass das kommerzielle Fertigfutter das sicherste für den Hund sei. Hinzu kam, dass dieser Fütterungsform nicht nur als praktischer und gesünder beworben wurde, sondern es sich aufgrund der hohen Nachfrage und der damit sinkenden Preisen auch jeder leisten konnte.
Interessanterweise erhöhen viele Tierfutterproduzenten den Anteil an pflanzlichen Proteinen im Hundefutter, um im Gegenzug den Anteil an tierischen Proteinen zu senken. Diese Entscheidung basiert auf wirtschaftlichen Aspekten, da pflanzliches Protein günstiger ist als tierisches.
Was sich die Industrie zunutze macht, wird bei vielen Hundehaltern jedoch als nicht artgerecht angesehen, da in der heutigen Zeit der allgemeine Konsens vorherrscht, dass Hunde (viel) Fleisch benötigen. Eine Abgrenzung ist hier jedoch zu tatsächlich minderwertigem Hundefutter zu ziehen, das z.B. auf Weizenbasis hergestellt wird und keinen Aufschluss über die verwendeten Fleischbestandteile und anderweitige fragwürdige Inhaltsstoffe gibt.
Skandal und Kritik: Ist nun Fertigfutter gesund oder doch nicht?
Allerdings wurde hinsichtlich des Fertigfutters auch Kritik laut. Es gab Bedenken hinsichtlich ernährungsbedingter Gesundheitsprobleme aufgrund der Fütterung von Fertigfutter, Fragen zum Tierschutz wurden laut und sogar Skandale, wie beispielsweise der Tierfutterrückruf im Jahr 2007, kamen auf.
Dieser Skandal bezüglich Fertigfutter für Hunde (und auch Katzen) betraf kontaminiertes Tierfutter, das in Nordamerika verkauft wurde und zum Tod zahlreicher Haustiere führte. Der Hauptgrund für die Kontamination war Melamin, eine Chemikalie, die normalerweise in Kunststoffen und Düngemitteln verwendet wird. Es stellte sich heraus, dass Melamin und verwandte Verbindungen absichtlich dem Weizengluten und Reiskonzentrat, die als Zutaten in vielen Tierfuttermitteln verwendet wurden, beigemischt wurden.
Dies diente dem Zweck, den Proteingehalt dieser Zutaten künstlich zu erhöhen und so die Qualitätskontrolltests zu täuschen. Als Folge der Kontamination wurden Tausende von Haustieren krank und starben aufgrund von Nierenversagen. Der Skandal führte zu einem der größten Rückrufe von Fertigfutter in der Geschichte und zog eine breite öffentliche Aufmerksamkeit und Besorgnis nach sich.
Dieses Ereignis hat nicht nur zu strengeren Kontrollen und Auflagen bei der Produktion von Fertigfutter für Hunde geführt, sondern auch zu einem wachsenden Interesse an alternativen Fütterungsmethoden. BARF wurde immer bekannter, wobei auch hier nach wie vor auf viel hochwertiges Fleisch für Hunde gesetzt wird.

Immer mehr vegetarische und vegane Fertigfutter für Hunde
Inzwischen gibt es aber auch beim Fertigfutter für Hunde große Veränderungen. Es gibt immer mehr Firmen, die auf hochwertige Zutaten und mehr Tierwohl setzen, sowie Aspekte des Umweltschutzes integrieren. Aufgrund der steigenden Nachfrage nach vegetarischem bzw. veganen Hundefutter und der vermehrten Notwendigkeit, den Nachhaltigkeitsaspekt auch in der Ernährung von Hunden zu berücksichtigen, ist eine Veränderung am Markt zu beobachten: Es etablieren sich immer mehr Hersteller, die Fertigfutter für Hunde anbieten und nur vegetarische oder vegane Zutaten verwenden.
Ist dadurch Fertigfutter gesund? Nicht wirklich, da es nach wie vor ein hoch verarbeitetes Produkt bleibt. Aber eine Vermeidung von Fleisch ist bereits ein wichtiger Schritt in Richtung Nachhaltigkeit und unter dem ethischen Aspekten definitiv von Vorteil. Auch wenn der Marktanteil noch verhältnismäßig klein ist, ist hieraus ein langfristiger Zukunftstrend zu vermuten, der sich aufgrund von Klimakrise und Umweltschutz als neue Fütterungsform etablieren kann und sollte.
Lieber selbst kochen statt fertig kaufen
Abschließend lässt sich festhalten, dass eine selbst gekochte, frische Ration IMMER die allerbeste Nahrung für Hunde darstellt und daher Fertigfutter vorzuziehen ist. Denn genauso wie wir Menschen, profitieren auch unsere Hunde von einer vollwertigen und abwechslungsreichen Ration. Das kann Fertigfutter deinem Hund einfach nicht bieten.
Ich gehe bekanntermaßen noch einen Schritt weiter und plädiere für eine frische, vegane Ration. Warum? Weil durch die frische Zubereitung zum einen viele wichtige Nährstoffe erhalten bleiben und dein Hund von den zahlreichen Antioxidantien und sekundären Pflanzenstoffen, die vegane Lebensmittel beinhalten, profitiert. Der Verzicht auf tierische Produkte verringert zum anderen die Aufnahme von Schadstoffe, wie Antibiotikarückständen und Wachstumshormonen. Das ist nicht nur deutlich gesünder für deinen Hund, sondern birgt noch einen großen Vorteil:
Wenn dein Hund möglicherweise unter Allergien oder Unverträglichkeiten leidet, kannst du durch die vegane Fütterung wunderbar eine Ausschlussdiät durchführen. Viele Hunde haben bestimmte vegane Lebensmittel noch nie bekommen, sodass sie neuartige Protein- und Kohlenhydratquellen darstellen – perfekt für eine Ausschlussdiät.
Fazit
Das bedeutet zusammengefasst: Mit der richtigen Zusammenstellung der Ration kann die vegane Hundeernährung eine sichere und gesunde Alternative für Hunde sein. Eine Studie von Grześkowiak Ł et al. (2015) betont, dass Hunde ähnliche Ernährungsanforderungen wie wir Menschen haben, einschließlich der Möglichkeit einer veganen Ernährung. Dies unterstreicht die Vielseitigkeit der Ernährungsoptionen für Hunde und die Möglichkeit, eine Ernährung zu wählen, die sowohl frisch und gesund als auch ethisch vertretbar ist.
Mein Schlusswort an dieser Stelle: Unabhängig davon, ob fleischbasiert, vegetarisch oder vegan: Die Ernährung unserer Hunde ist ein Spiegelbild unserer eigenen Werte und Überzeugungen und darf sich ständig weiterentwickeln. Also lasst uns bitte undogmatisch sein und über den Tellerrand (ähm Napfrand) hinausschauen?
Quellen
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7109016/https://www.science.org/doi/10.1126/sciadv.abo6493https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6157812/https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5061917/https://d.lib.msu.edu/etd/1416Oberbauer, A. & Larsen J.(2021): Amino Acids in Canine Nutrition and Health.Verlinden A., Hesta M., Millet S. & Janssens G. (2006): Food Allergy in Dogs and Cats: A Review.Di Cerbo A., Palmieri B., Aponte M., Morales-Medina J. & Iannitti T. (2017): Functional Foods in Pet Nutrition: Focus on Dogs and Cats.Freid K., Freeman L., Rush J., Cunningham S., Bulmer B, MacGregor J., Brown D., Kaplan J. & Sharp C. (2021): Retrospective Study of Dilated Cardiomyopathy in Dogs.Grześkowiak Ł., Endo A., Beasley S &, Salminen S. (2015): Microbiota and Probiotics in Canine and Feline Welfare.
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Über die Autorin
Andrea Kleist ist Buchautorin, zertifizierte vegane Ernährungsberaterin für Hunde und Menschen und befasst sich leidenschaftlich gerne mit allen Themen rund um die vegane (Hunde-) Ernährung.
Ihr Angebot reicht vom Erstellen veganer Rationspläne für gesunde und kranke Hunde in allen Lebensstadien, über Onlinekurse und eBooks bis hin zur persönlichen, intensiven Begleitung bei der Rationsumstellung und Optimierung der Hundegesundheit. In ihrem Fachbuch „Vegan vs. BARF“ untersucht sie die vegane Hundeernährung sachlich und stellt sie undogmatisch als eine mögliche Alternative zu gängigen Ernährungsformen vor.
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Vegan vs. BARF – Neue Wege zum gesunden Hund
Die Ernährung von Hunden steht heute mehr denn je im Fokus des öffentlichen Interesses. Während das Bewusstsein für Nachhaltigkeit wächst, stellt sich immer mehr die Frage, welche Ernährungsform für Hunde in der heutigen Zeit vertretbar ist.

Dieses Buch taucht in die wissenschaftliche Forschung zum Thema vegane Hundeernährung ein, stellt sie der BARF-Methode gegenüber und hinterfragt kritisch gängige Vorurteile. Dabei werden nicht nur Fakten geliefert, sondern auch praktische Anleitungen und Tipps für alle, die sich für eine pflanzliche Ernährung von Hunden interessieren. Eine undogmatische Gegenüberstellung beider Ernährungsformen, die zeigt, dass eine gut geplante vegane Hundeernährung nicht nur möglich, sondern auch eine überzeugende Alternative zu gängigen Fütterungsformen sein kann.
Hinweis
Die auf dieser Webseite sowie im Blog veröffentlichten Inhalte rund um die vegane Hundeernährung und die Gesunderhaltung von Hunden dienen ausschließlich der allgemeinen Information. Sie ersetzen keine individuelle tierärztliche Diagnose, Therapie oder Beratung. Die vorgestellten Empfehlungen und Hinweise sollten niemals als alleinige Grundlage für gesundheitliche Entscheidungen oder eigenständige Behandlungen deines Hundes verwendet werden. Für eine individuelle Einschätzung nutze gerne mein Beratungsangebot.