Soja für Hunde – Von Vorurteilen und Unsicherheiten
Soja ist eine der am weitesten verbreiteten Nutzpflanzen der Welt und hat eine Vielzahl von Verwendungszwecken – auch in der veganen Hundeernährung. Von Tofu, über „Nutztierfutter“ bis hin zur Verwendung in der Kosmetikindustrie: Soja ist sehr vielseitig einsetzbar. Aber fragst du dich vielleicht, ob Soja für Hunde überhaupt gut ist? Schließlich möchtest du der Umwelt nicht schaden und deinem Hund erst recht nicht. Das ist völlig verständlich, daher lass uns doch schauen, was es mit Soja für Hunde auf sich hat.
Soja für Hunde unter dem Gesundheitsaspekt – Was genau ist Soja?
Bei Soja handelt es sich um Hülsenfrüchte, genauer gesagt um Bohnen. Hülsenfrüchte gelten in der veganen Hundeernährung als DIE Proteinquellen und sind somit ein notweniger Bestandteil in jeder Ration. Gekochte reife Bohnen stellen mit einem Proteinanteil von 7 – 12 Prozent eine sehr gute Proteinquelle dar, wobei die Sojabohnen mit 15 – 17 Prozent teilweise sogar doppelt so viele Proteine liefert als andere Sorten.
Sojabohnen, die es in vielen Farben, Formen und Größen gibt, sind somit eine der proteinreichsten pflanzlichen Quellen und weisen noch eine Besondere auf: Sie enthalten alle acht essentiellen Aminosäuren, die für die Gesundheit deines Hundes unabdingbar sind. Darüber hinaus enthalten sie viele wertvolle ungesättigte Fettsäuren und zahlreiche Nährstoffe auf, wie viele B-Vitamine, Magnesium und Calcium.

Sojaprodukte
Aus Soja können übrigens viele Produkte hergestellt werden, wie:
Wenn es aber um „Soja für Hunde“ geht, sind neben der Sojabohne nur die Tofuvarianten und der Tempeh interessant. Außerdem gibt es noch die Edamame. Hast du noch nie gehört? Kein Problem:-) Bei Edamame handelt es sich nämlich um junge, unreife Sojabohnen. Mit etwa 11 – 13 Prozent weisen sie einen etwas geringeren Proteingehalt im Vergleich zu vollständig ausgereiften Sojabohnen auf, sind aber ebenfalls sehr gesund.
Du merkst schon: Soja ist für Hunde super gesund. Wenn du mehr über die einzelnen Sojaprodukte erfahren möchtest und dich fragst, ob du sie in im veganen Rationsplan integrieren kannst, dann schau dir gerne meinen Blogartikel an: Dürfen Hunde Tofu essen? – Tofu in der veganen Fütterung
Kennst du schon meine ebooks und Guides für ein gesundes Hundeleben?

Soja für Hunde: Wie steht es um die Genmanipulation bei Soja?
Tatsächlich ist die Sojapflanze eine der Pflanzen, die am häufigsten gentechnisch verändert ist. Aber bevor du dir nun Sorgen machst: Das ist für deinen Hund nicht relevant. Warum? Weil zum einen gentechnisch veränderte Lebensmittel offen gekennzeichnet werden müssen und du diese aktiv vermeiden kannst. Zum anderen werden für die Sojaprodukte meiste Sojabohnen aus Deutschland oder der EU verwendet und in der gesamten EU dürfen keine gentechnisch veränderten Sojapflanzen angebaut werden. Hier gibt es strenge Kontrollen und die Produktion unterliegt den nationalen sowie europäischen Pflanzenschutz- und Düngeverordnungen.
Tipp: Wenn du auf Bioqualität setzt (was ich dir ohnehin raten würde), dann gehst du ohnehin auf Nummer sicher, denn im Bio-Anbau ist der Einsatz von Gentechnik streng untersagt.
Wusstest du, dass der Import zur Fütterung und Weiterverarbeitung bestimmten genmanipulierter Sojasorten erlaubt ist und die EU nach China der zweitgrößte Sojaimporteur ist? Das heißt: Es ist sehr wahrscheinlich, dass die „Nutztiere“ in Deutschland mit genmanipuliertem Soja bzw. Sojaerzeugnissen gefüttert werden. Zumal bisher nur ca. 3 % der jährlich in Deutschland genutzten Sojabohnen im Land selbst produziert sind.
Wir haben nun geklärt, dass Soja für Hunde ein gesundes Lebensmittel ist, aber wie verhält es sich unter dem Umweltaspekt? Der ist ja nicht von der Hand zu weisen, schließlich möchtest du deinen Hund wahrscheinlich nicht nur vegan, sondern auch nachhaltig ernähren, oder? Ok, also weiter geht`s;-)
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Soja für Hunde unter dem Umweltaspekt
Flächennutzung und Ertrag von Soja
Die größten Sojaproduzenten weltweit sind die USA, Brasilien und Argentinien. Sie vereinen
fast 82 % der Produktion und über 88 % der Exportmengen auf sich. Die Nachfrage nach Soja ist immens und nicht umsonst gilt sie als die „weltweit wichtigste Ölsaat“:
Laut dem Erntebericht 2023 des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft wird für die Sojabohnen (für 2024) eine weitere Ausweitung der Ernteflächen um 1,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr prognostiziert. Das heißt: Auf nunmehr rund 139 Millionen Hektar und eine Erntemenge in Höhe von ca. 403 Millionen Tonnen. Das entspricht einer Zunahme von knapp 9 Prozent.
Die Anbaufläche von Sojabohnen in der EU (in 2024) beträgt hingegen nur knapp 1 Million Hektar, was einem Anbaurückgang zum Vorjahr um 9 Prozent bedeutet. Die Erntemenge wurde auf knapp 2,8 Millionen Tonnen geschätzt, sodass das Vorjahresergebnis trotz kleinerer Anbaufläche um 14 Prozent übertroffen werden könnte.
Aufgrund des erst in den letzten Jahren erweiterten Anbaus der Sojabohne in Deutschland wird diese erst seit dem Jahr 2016 separat statistisch erfasst. In dieser Zeit hat sich die Anbaufläche aber mehr als verdreifacht. Klimatisch bedingt befindet sich der Anbauschwerpunkt im Süden Deutschlands: In Bayern mit 59 Prozent, gefolgt von Baden-Württemberg mit 17 Prozent Flächenanteil.
Verwendung von Soja
Man könnte annehmen, dass der Anstieg der Sojaproduktion auf die zunehmende Beliebtheit von der veganen Ernährungsweise zurückzuführen ist. Allerdings wird lediglich ein kleiner Anteil der weltweiten Sojaernte direkt als Nahrungsmittel für Menschen verwendet. Dies schließt neben der Sojabohne auch Produkte wie zum Beispiel Tofu, Tempeh, Sojamilch, Sojasoße ein.
Soja für Hunde (und Menschen): Wie klein der Anteil ist, der für die vegane Ernährung bzw. Fütterung verwendet ist, zeigt die folgende Grafik:

Quelle: Rittenau, N. (2019): Vegan-Klischee ade!. Mainz: Ventil Verlag.
Vegane Ernährung
Ja, du hast es richtig gesehen, nur etwa 2 Prozent der gesamten Sojaernte werden für die Herstellung von veganen Lebensmitteln verwendet. Dabei ist es egal, ob es sich um Soja für Hunde oder für Menschen handelt.
Tierfütterung
Der Löwenanteil der Sojaernte (um die 80 Prozent !!!) wird für die Tierfütterung verwendet. Wahnsinn, oder? Soja ist ein wichtiger Bestandteil im Futter für die sogenannten Nutztiere, da es eine eine sehr gute Proteinquelle darstellt und – wie du jetzt weißt – sehr gesund ist. Die konventionelle Massentierhaltung, insbesondere die Fleisch- und Milchproduktion, ist somit der Hauptverbraucher der weltweiten Sojaernte und letztendlich für die riesigen Anbauflächen weltweit verantwortlich.
Es gibt einige Gründe, die diese Verteilung und das extreme Ungleichgewicht erklären:
- Hohe Nachfrage nach tierischen Produkten: Die weltweite Nachfrage nach Fleisch, Milchprodukten und Eiern ist enorm hoch – und diese „Nutztiere“ benötigen Proteine, sodass sich die Sojabohne sehr gut eignet, um den Proteinbedarf zu decken.
- Effiziente Futterumwandlung: Soja kann aufgrund einer guten Aminosäurenzusammensetzung vom Tierkörper effizient in Muskelmasse oder anderes Körpergewebe umgewandelt werden. Das bedeutet, dass es ernährungsphysiologisch sehr wertvoll ist und zu einer schnellen Gewichtszunahme führt. Das ist gerade in der konventionellen Massentierhaltung von großem Vorteil, da dort die Tiere möglichst schnell geschlachtet werden sollen.
- Kostengünstig: Soja ist im Vergleich zu anderen Proteinquellen oft kostengünstiger, was die Tierhaltung wirtschaftlicher macht.
- Verfügbarkeit: Soja ist weltweit verfügbar und wird in vielen Ländern in großen Mengen produziert
Hier siehst du, wie wenig Fläche für die Herstellung von 100 Gramm Proteinen benötigt wird. Vor allem Tofu benötigt im Verhältnis extrem wenig Fläche.

Quelle: https://ourworldindata.org/land-use
Weitere Verwendung
Wie vielseitig einsetzbar die Sojabohnen sind, zeigt ihre Anwendung als Sojaöl (18%), wovon ein kleiner Teil zwar auch dem menschlichen Verzehr dient, der Großteil davon aber in der Non-Food-Industrie Einsatz findet.
Etwa 12% der Sojaernte fließen in industrielle Anwendungen. Sie dienen zum Beispiel als Rohstoff für die Herstellung von Biodiesel oder zur Produktion von Biokunststoffen und Harzen, Sojatinten für die Druckindustrie sowie umweltfreundlichen Klebstoffen und Dichtungsmitteln. Schließlich findet Sojaöl auch Anwendung in der Herstellung von biologisch abbaubaren Schmiermitteln und Lösungsmitteln. Du siehst: Sie Sojabohne hat viel zu bieten und die vielfältigen industriellen Anwendungen machen sie zu einem wichtigen Bestandteil vieler Produkte.
Die restlichen 6% werden für die Herstellung von Sojaöl, Nahrungsergänzungsmitteln, weiteren Gesundheitsprodukten und Kosmetik verwendet. Ja, Sojabohnen und ihre Erzeugnisse spielen auch eine wichtige Rolle in der Gesundheits- und Kosmetikindustrie. Sie sind in zahlreichen Produkten enthalten, die z.B. zur Unterstützung der Herzgesundheit, Blutdruckregulierung, Blutzuckerkontrolle, Verbesserung der Fruchtbarkeit und Stärkung der Knochengesundheit beitragen können.
In der Kosmetikindustrie wird Soja wegen seiner antioxidativen Eigenschaften und seiner Fähigkeit, die Hautfeuchtigkeit zu erhöhen, geschätzt. Soja enthält auch Isoflavone, die dazu beitragen sollen, die Zeichen des Alterns zu verlangsamen. Es wird in einer Vielzahl von Pflegeprodukten, wie Feuchtigkeitscremes und Haarpflegeprodukten verwendet.

Kritik und Vorurteile am Soja für Hunde
Es gibt einige weit verbreitete Vorurteile über die Umweltbelastungen durch den Sojaanbau. Die Ursachen dafür liegen aber in anderen Problemen, die allesamt mit der konventionellen Massentierhaltung in Zusammenhang stehen und eben nicht mit Soja für Hunde bzw. Menschen.
Der Sojaanbau führt zur Entwaldung und Verlust der Artenvielfalt
Es ist wahr, dass der Sojaanbau in einigen Regionen der Welt zur Entwaldung und dem Verlust der Artenvielfalt beigetragen hat und noch immer beiträgt. Allerdings ist es wichtig zu beachten, dass der größte Teil der Sojaernte für die Tierfütterung in der konventionellen Massentierhaltung verwendet wird. Daher ist die Fleischproduktion bzw. die allgemeine Herstellung tierischer Produkte der Haupttreiber und nicht der direkte menschliche Verzehr von Sojaprodukten.
Soja für Hunde und Menschen kann problemlos auch in Europa und sogar in Deutschland angebaut werden und hat nicht mit der Entwaldung zu tun. Wenn du auf Bio-Qualität setzt, wird zudem der Erhalt der Artenvielfalt geschont.
Der Sojaanbau erhöht die Kohlenstoffemissionen
Obwohl der Sojaanbau tatsächlich zur globalen Kohlenstoffemission beiträgt, ist es wichtig zu beachten, dass der Verzehr von 1 kg Tofu immer noch weniger Emissionen verursacht als der Verzehr von 1 kg Fleisch oder anderen tierischen Produkten. Als Proteinquelle ist unter diesem Aspekt auch Tofu definitiv die besser Wahl.
Der Sojaanbau schädigt den Boden und das Wasser
Der Anbau von Soja hat definitiv auch Auswirkungen auf den Boden und das Wasser, jedoch gibt es nachhaltige Anbaumethoden und Technologien, die diese Auswirkungen minimieren können. Vor allem aber ist es wichtig zu beachten, dass viele andere Arten von Landwirtschaft, einschließlich der Tierhaltung, ähnliche oder sogar größere Auswirkungen auf den Boden und das Wasser haben. Das Problem sind die allgemeinen landwirtschaftlichen Methoden, nicht nur der Anbau von Soja.
Fazit
Die Nutzung der weltweiten Sojaernte ist ein komplexes Thema, das oft missverstanden wird. Während die vegane Ernährung und Fütterung einen extrem kleinen Teil der Sojaernte ausmachen, ist es in erster Linie die konventionelle Massentierhaltung, die den größten Anteil verbraucht. Soja für Hunde ist aus gesundheitlicher Sicht super gesund (außer dein Hund verträgt es nicht) und wenn du auf Bio-Qualität achtest, schadet das Füttern von Soja nicht stärker der Umwelt, als der Anbau anderer Lebensmittel.
Die ganze Thematik rund um den Sojaanbau unterstreicht die Bedeutung einer nachhaltigen Landwirtschaft und die Notwendigkeit, die Ernährungsgewohnheiten von Hund und Mensch zu überdenken. Denn letztendlich haben wir es in der Hand und können uns aktiv gegen den Konsum von tierischen Produkten entscheiden. Damit wäre dann auch das Problem mit dem Soja recht schnell erledigt. Zumindest in der Theorie;-)
Quellen
https://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/DE/Broschueren/erntebericht-2023.pdf?__blob=publicationFile&v=3https://www.lfl.bayern.de/mam/cms07/schwerpunkte/dateien/handreichung_soja_-_anbau_und_verwertung_komprimiert.pdfhttps://ourworldindata.org/land-useRittenau, N. (2019): Vegan-Klischee ade!. Wissenschaftliche Antworten auf kritische Fragen zu veganer Ernährung. Mainz: Ventil Verlag.
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Über die Autorin
Andrea Kleist ist Buchautorin, zertifizierte vegane Ernährungsberaterin für Hunde und Menschen und befasst sich leidenschaftlich gerne mit allen Themen rund um die vegane (Hunde-) Ernährung.
Ihr Angebot reicht vom Erstellen veganer Rationspläne für gesunde und kranke Hunde in allen Lebensstadien, über Onlinekurse und eBooks bis hin zur persönlichen, intensiven Begleitung bei der Rationsumstellung und Optimierung der Hundegesundheit. In ihrem Fachbuch „Vegan vs. BARF“ untersucht sie die vegane Hundeernährung sachlich und stellt sie undogmatisch als eine mögliche Alternative zu gängigen Ernährungsformen vor.
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Die Ernährung von Hunden steht heute mehr denn je im Fokus des öffentlichen Interesses. Während das Bewusstsein für Nachhaltigkeit wächst, stellt sich immer mehr die Frage, welche Ernährungsform für Hunde in der heutigen Zeit vertretbar ist.

Dieses Buch taucht in die wissenschaftliche Forschung zum Thema vegane Hundeernährung ein, stellt sie der BARF-Methode gegenüber und hinterfragt kritisch gängige Vorurteile. Dabei werden nicht nur Fakten geliefert, sondern auch praktische Anleitungen und Tipps für alle, die sich für eine pflanzliche Ernährung von Hunden interessieren. Eine undogmatische Gegenüberstellung beider Ernährungsformen, die zeigt, dass eine gut geplante vegane Hundeernährung nicht nur möglich, sondern auch eine überzeugende Alternative zu gängigen Fütterungsformen sein kann.
Hinweis
Die auf dieser Webseite sowie im Blog veröffentlichten Inhalte rund um die vegane Hundeernährung und die Gesunderhaltung von Hunden dienen ausschließlich der allgemeinen Information. Sie ersetzen keine individuelle tierärztliche Diagnose, Therapie oder Beratung. Die vorgestellten Empfehlungen und Hinweise sollten niemals als alleinige Grundlage für gesundheitliche Entscheidungen oder eigenständige Behandlungen deines Hundes verwendet werden. Für eine individuelle Einschätzung nutze gerne mein Beratungsangebot.